Landratsamt Regensburg, Sanierung

Projektdaten

Ort: Regensburg
Projektjahr: 2017
Baukosten: 37,9 Mio. €
Leistungsphasen: 8
Bruttogrundfläche: 21.964 m2
Bruttorauminhalt: 76.190 m3
Nutzfläche: 18.361 m2

Impressionen

Beschreibung

Das Landratsamt Regensburg schafft durch seinen markanten und geradlinigen Auftritt eine sachliche Ergänzung in seinem heterogenen Umfeld. Durch ein Absetzen des Neubaus vom Bestand entsteht eine städtebauliche Fuge, durch die der Zugang in das Landratsamt neu definiert wird. Städtebaulich bildet diese eine klare Trennung zwischen beiden Gebäudeteilen und ist gleichzeitig verbindendes Element. Durch ein einheitliches Achsraster und gleiche Raumzuschnitte wurde eine größtmögliche Flexibilität für die Büronutzung geschaffen. Die Fassaden des Erweiterungsbaus greifen das Motiv der Bandfassade aus dem Bestand auf, interpretieren es aber neu. Die Büros sind aus wirtschaftlichen Gründen zweibündig organisiert. Oberlichter sorgen dabei für attraktive Erschließungszonen. Die zentrale Eingangshalle hat in ihrer Funktion als Informationsstelle und Wartebereich einen zurückhaltend repräsentativen Charakter. Hier erfolgt auch die Haupterschließung des Gebäudes. Im 4. Obergeschoss sind die beiden Sitzungssäle, mit grandiosem Ausblick auf die Stadt Regensburg, untergebracht. Diese zentrale Nutzung an der markanten Ecksituation des Erweiterungsbaus war ein Leitmotiv während der Entwurfsbearbeitung.

Gebäudestruktur und Fassade

Durch ein weitgehend einheitliches Achsraster und gleiche Raumzuschnitte wurde eine größtmögliche Flexibilität für die Büronutzung geschaffen. Die Fassade leitet sich aus dem Gestaltungskonzept des Bestandsbaues ab. Dort sind bandartige Fenster vor den Büroflächen angeordnet, die über Stahlbetonschotten getrennt waren. Aus bauphysikalischen Gründen mussten diese im Rahmen der Sanierung entfernt werden. Die Fassaden des Erweiterungsbaus greifen dieses Motiv auf, interpretieren es aber über die teilweise Addition von einzelnen Bandfenstern und gezielter Ausbildung von verputzten Mauerteilen neu. 
Die Sonnenschutzkonstruktion aus Flachlamellenstores ist rahmenartig um die Fenster geführt. Die Fensterkonstruktion mit einem Uw-Wert von 0,8 und Wärmedämmverbundsystem in einer Stärke von 20 cm erfüllen Passivhausstandard. Die Büroräume sind mit Heiz- und Kühldecken ausgestattet. Einzelne Deckenplatten können zu Revisionsarbeiten ausgehängt werden. Die Zu- und Abluftführung in den Büros erfolgt über eine Deckenfuge an der Außenwand und über ein unsichtbar angebrachtes Tellerventil in der Metalldecke. Die Regulierung der Luftmengen erfolgt über selbsttätige Volumenstromregler.

Sitzungssaal

Der große Sitzungssaal (ca. 240 m2) mit einer U-förmigen Anordnung der rund 100 Sitzplätze und der kleine Sitzungssaal (ca. 100m2) mit 30 Sitzplätzen können durch eine mobile Trennwand bei Bedarf zu einem großen Saal zusammengelegt werden. Ein Hohlraumboden mit Bodentanks zum Anschluss von Laptops sorgt außerdem für größtmögliche Flexibilität. Die fugenlos gelochte Gipsplattendecke und eine schallabsorbierende Holzverkleidung an den Wänden schaffen richtige Raumakustik. 
Eine Sonnenschutzverglasung verhindert, dass sich der Saal bei Sonneneinstrahlung aufheizt. Mit einer innenliegenden Leichtmetalljalousie kann der Raum verdunkelt werden. Ein halbtransparenter Screen hinter dem Präsidium fungiert als zusätzlicher Blendschutz. Deckenbündige quadratische Einbauleuchten im 4er-Verband, die differenziert geschaltet und gedimmt werden können, sorgen für eine angenehme Ausleuchtung. Eine indirekte Beleuchtung entlang der Fensterfronten ergänzt die Grundbeleuchtung. Die mechanische Be- und Entlüftung ist über Volumenstromregler individuell bedienbar. Die gesamte Medientechnik wird von einem zentralen Medienschrank aus bedient. Dieser ist in die Eichenholzwandverkleidung integriert.

Eingangshalle

Die Eingangshalle bildet das Bindeglied zwischen der Erweiterung und dem Bestandsgebäude und ist zugleich Visitenkarte des Hauses. Sie führt unterschiedlichste Funktionen zusammen und ist zentrale Anlaufstelle für Besucher und Mitarbeiter. An sie angelagert sind Funktionen wie Poststelle, Tourismusbüro und Ausstellungsbereich. Zentrale Anlaufstelle ist die Informationstheke. Dort werden auch die Tickets für das Nummernaufrufsystem ausgegeben. Die Aufrufsanzeige erfolgt über drei 40-Zoll-Monitore, die dreh- und schwenkbar in die Bestandswand integriert wurden. Die Konstruktion der geraden, einläufigen Haupttreppe besteht aus tragenden brüstungshohen Stahlblechwangen. Die Treppenlaufuntersicht ist stufenförmig abgetreppt. Die Auftritte sind Massivholzstufen aus Eiche. Ein vorgelagertes Antrittspodest mit heller Naturstein-Verkleidung im Kontrast zu den dunkel lackierten Stahlblechwangen verleiht der Treppe einen schwebenden Eindruck.

Kantine

Die Kantine verfügt über 100 Sitzplätze (ca. 200 m2) und kann durch eine mobile Trennwand in 2 Bereiche unterteilt werden. Mobile, halbhohe Stellwände schaffen eine zusätzliche Gliederung und lassen die Kantine auch bei geringer Belegung nicht leer erscheinen. Der kleinere Raum ist mit einem Beamer ausgestattet und kann dadurch zusätzlich auch für Besprechungen genutzt werden. Ein Vinylbodenbelag in strukturierter Holzoptik sorgt für größtmögliche Strapazierfähigkeit. Die Decke hat einen Schallabsorbtionsgrad von aw> 0,8 und sorgt für eine angenehme Raumakustik. Runde Schirmleuchten in unterschiedlichen Größen beleben zusätzlich den Raum. Ergänzt werden sie durch eine umlaufende indirekte Beleuchtung des Deckenkranzes. Der Kantine angegliedert ist eine vorgelagerte großzügige Terrasse, die im Sommer angenehme Freisitze bietet.

Material und Farbkonzept

Durch Reduktion in Material- und Farbwahl wird ein harmonischer ruhiger Gesamteindruck erzielt, größtmögliche Flexibilität sichergestellt und die Orientierung für den Besucher erleichtert. Qualitativ hochwertige und zeitlose Materialien sorgen für einen seriösen, nachhaltigen Charakter und gewährleisten auch bei hoher Besucherfrequenz einen langen Lebenszyklus. Der schwarz-weiß Kontrast, der Licht- und Schattenspiel imitiert, wird auch in den Innenräumen aufgegriffen. Dunkle Bodenflächen bilden eine stabile Basis. Helle Wand- und Deckenflächen lassen die Räume größer und höher erscheinen. Das warme Naturmaterial Holz fördert eine vertrauensbildende Stimmung. Farbakzente in besonderen Nutzungsbereichen, wie z.B. der Kantine, steigern die Aufenthaltsatmosphäre. Die Büroräume bekommen Farbakzente in Form von farbigen Besucherstühlen. In der Eingangshalle werden Farbflächen ebenfalls ganz zurückhaltend eingesetzt, um nicht in Konkurrenz zu den farbigen Glasscheiben der Künstlerin Maria Meier zu treten. Nur das Aufzugsportal wird durch einen warmen Rotton zur leichteren Auffindbarkeit hervorgehoben.